Ihre Frage bezieht sich auf die Wahl des
Modus in einem durch
dass eingeleiteten Nebensatz. Zum besseren Verständnis dieser Thematik sei zunächst auf den folgenden Beitrag verwiesen, in welchem die Verwendungsweisen des
Konjunktivs erläutert werden:
http://www.grammatikfragen.de/showth...ktiv+nebensatz
Konkret möchten Sie die satzwertige Infinitivgruppe
auch sein Verhältnis gegen Albert ganz wieder herzustellen durch einen mit
dass eingeleiteten Nebensatz ersetzen (1). Um die Umformung des Satzes übersichtlicher zu gestalten, wird er verkürzt (2).
Beispiel
(1) Wenn sie ihn einer ihrer Freundinnen hätte verheiraten dürfen, hätte sie hoffen können,
auch sein Verhältnis gegen Albert ganz wieder herzustellen.
(2) Sie hätte hoffen können, es ganz wieder herzustellen.
Da das Hoffen in dem Satz nicht stattfand, wollen Sie auch den Inhalt des Hoffens, der im untergeordneten Satz steht, in den Konjunktiv setzen, um
Irrealität auszudrücken. Hierbei ergeben sich zwei Fragen: Müssen der übergeordnete und der untergeordnete Teilsatz temporal gleich geschaltet sein und welche Konjunktivformen sind für die gewünschte Umformulierung geeignet? Folgende Varianten schlagen Sie vor:.
Beispiel
(3) Sie hätte hoffen können, dass sie es ganz wieder
herstellte.
(4) Sie hätte hoffen können, dass sie es ganz wieder
herstellen würde.
(5) Sie hätte hoffen können, dass sie es ganz wieder
herstellen könnte.
(6) Sie hätte hoffen können, dass sie es ganz wieder
hergestellt hätte.
In (3) benutzen Sie entweder den
Konjunktiv II (auch: Konjunktiv Präteritum) oder das
Präteritum Indikativ von
herstellen, die formal identisch sind. Dieser
Formenzusammenfall von Indikativ und Konjunktiv des Präteritums tritt grundsätzlich bei regelmäßigen schwach flektierten Verben auf (7). Hingegen bei stark flektierten Verben ist der Konjunktiv II eindeutig markiert (8).
Beispiel
(7) „Noch wohler aber wäre mir, wenn unsere Regierung mehr Mittel
investierte, um die Ursachen für Raketenangriffe entschiedener zu bekämpfen.“ (Marion von Haaren, Tagesthemen am 10.06.2015)
(8) „Damit
träte Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß in die Fußstapfen von Pop-Ikone Nena, die vor einigen Monaten aus der TV-Show ausstieg. (Internetbeleg)
Während in (7) nur aus dem Satzzusammenhang und dem syntaktischen Umfeld klar wird, dass es sich bei
investierte um den Konjunktiv II handeln muss, ist in (8)
träte auch als Konjunktiv II erkennbar, obwohl es nicht in einem Konditionalsatz vorkommt.
In Fällen, in denen also der Konjunktiv II nicht eindeutig am Verb markiert ist, wird häufig auf andere Konstruktionen ausgewichen, die weniger Interpretationsspielraum lassen. Um einen solchen Ersatz handelt es sich bei (4). Hier wird die
würde-Konstruktion (auch:
würde-Periphrase) benutzt, die den Konjunktiv II mit
werden im Konjunktiv II + Infinitiv paraphrasiert und daher ebenfalls in erster Linie verwandt wird, um
Irrealität oder
Potenzialität auszudrücken (vgl. Duden 4: 538, Randnummer 782).
Beispiel (5) funktioniert prinzipiell analog zu (4). Der Unterschied besteht allerdings darin, dass hier der Konjunktiv II am
Modalverb können markiert ist.
Können, das die Funktion hat, Möglichkeit auszudrücken, kommt im ursprünglichen Goethezitat nicht vor, könnte aber aus stilistischen Gründen im Rahmen interpretatorischer Freiheit ergänzt werden. Solche Entscheidungen lassen sich jedoch allenfalls bedingt grammatisch begründen.
In (6) ist der Konjunktiv II am Hilfsverb
haben, das hier zur Bildung des Perfekts benutzt wird, markiert. Da die
Perfekttempora, also Perfekt (auch: Präsensperfekt), Plusquamperfekt (auch: Präteritumperfekt) und Futur II (auch: Futurperfekt) auch im Konjunktiv als
Vorzeitigkeitstempora dienen, wird ein temporaler Bedeutungsunterschied hergestellt, den es im Ausgangssatz nicht gibt. Um entsprechend nicht vom Goethezitat abzuweichen, sollte ein Vorzeitigkeitsverhältnis vermieden werden.
Zwischenfazit: Grammatisch lässt sich hier kein abschließendes Urteil hinsichtlich der besten Konstruktion fällen. Grundsätzlich können die Satzvarianten (3), (4) und (5) gerechtfertigt werden, sodass es eher dem eigenen Sprachgefühl obliegt, eine Entscheidung zu treffen. Hierbei können auch feine Bedeutungsunterschiede, die von der jeweiligen Lesart abhängen, eine Rolle spielen.