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Was ist "90 Minuten" in "Das Fußballspiel dauert 90 Minuten."?
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Ich habe "90 Minuten" fälschlicherweise als Temporaladverbial in einem Referat vorgestellt.
Ich habe ein Referat zu "Ergänzungen und Angaben" vorgetragen und habe dabei den Ansatz Tesnières vorgestellt. Sein erstes syntaktisches Kriterium besagt, dass Ergänzungen stets Substantive oder Substantiväquivalente sein sollen und Angaben stets Adverbien sind.
Diesbezüglich wollte ich mit dem Beispiel "Das Fußballspiel dauert 90 Minuten." darauf aufmerksam machen, dass es sich bei "90 Minuten" zwar um ein Temporaladverbial handelt, dieses aber nicht weglassbar ist (*Das Fußballspiel dauert. --> anderer [semantischer] Kontext).
Ich weiß jetzt, dass diese Einordnung falsch war, weiß aber nicht, welche zutrifft.
Über eine Beantwortung meiner Frage würde ich mich sehr freuen!
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Dilativkomplement
Liebe Studentin,
ich möchte an dieser Stelle nur kurz darauf hinweisen, dass die Beratung von Studierenden zu linguistischen Fachfragen eigentlich nicht zu unserem Aufgabengebiet gehört. Diese sollten Sie mit Ihren Dozenten an Ihrer Uni besprechen.
Temporaladverbial ist hier nicht völlig falsch. Die Unzufriedenheit mit dieser Lösung rührt offenbar daher, dass es sich um eine Ergänzung (Komplement) im valenzgrammatischen Sinne handelt. Es gibt keine 1:1-Entsprechung der Unterscheidungen Ergänzung-Angabe und Objekt-Adverbial. Auch Adverbiale können Ergänzungen sein:
Beispiel
Sie wohnt in Bremen.
Einen Vorschlag finden Sie in der IdS-Grammatik S. 1104f: Dort werden Fälle wie dieser als Dilativkomplemente eingeordnet. Vergleichbare Beispiele sind:
Beispiel
Ein Ereignis erstreckt sich über einen Zeitraum.
Sie müssen einen Zentner abnehmen.
Das Dilativkomplement wird dort wie folgt definiert:
"Das Dilativkomplement kommt bei bestimmten Verben vor, die ein über einen gewissen Zeitraum hinweg andauerndes Geschehen bezeichnen und in deren Bedeutung ein Parameter des Differenzmaßes impliziert ist. Es bezeichnet dann das Maß einer Veränderung, die Dauer oder Reichweite eines Geschehens, oder es präzisiert einen bestehenden Unterschied. Das Differenzmaß kann sich dabei auf ganz unterschiedliche Aspekte beziehen."
Laut IdS-Grammatik ist es also gut möglich, ein Akkusativkomplement als Dilativkomplement zu verstehen. Mit 'Dilativ' liegt im Grunde genommen eine Feinklassifikation einer Unterklasse des Temporalen vor. Folglich war Ihre Ausgangslösung nicht falsch.
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Nach Satzgliedern richtig fragen.
dauern:
"Das Fußballspiel dauert 90 Minuten."
Das Fußballspiel > Subjekt
dauert > Prädikat
neunzig Minuten. > Temporaladverbiale (Wie lange?)
Die Frage lautet nicht: Dauert wen oder was? Da ist also KEIN Akkusativobjekt.
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